Das Derwischtor von Ahmet Ümit, ein Roman, zwiespältige Gefühle


Ich habe Das Derwischtor als Rezensionsexemplar druch das Bloggerportal vom btb Verlag zur Verfügung gestellt bekommen, dafür bedanke ich mich, überflüssig zu sagen, das dies keinen Einfluss auf meine Meinung hatte.
Der Roman “Das Derwischtor“ von Ahmet Ümit handelt von der Versicherungsinspektorin Karen Kimya Greenwood, die nach Konya reist, um einen möglichen Versicherungsbetrug aufzuklären. So war es zumindest angedacht, doch das Schicksal hatte andere Pläne mit ihr.
Ich habe “Roman“ geschrieben und nicht, wie es auf dem Buch steht, Kriminalroman, weil der vermeintliche Kriminalfall nicht im Vordergrund steht. Hauptaugenmerk liegt auf der Geschichte von Shams-e Tabrizi und Rumi, der Mevlevi, der Mystik und der Frage, wie lassen sich ein Leben für Gott mit dem Leben unter den Menschen vereinbaren. Der Krimianteil ist nur Mittel zum Zweck, um die Geschichte von Karen in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Karens Vater stammte aus Konya, wurde dort im Ordenshaus der Mevlevi erzogen und lebte ein Leben für Gott, bis er Karens Mutter traf. Sie verliebten sich und er folgte ihr nach England, doch seine Liebe zu seinem Glauben brachte ihn dazu, zu seinem Orden zurückzukehren. Karen war noch ein Kind als ihr Vater ging und nun nach über 20 Jahren merkt sie, dass sie den Weggang noch immer nicht verarbeitet hat.
Zu Beginn des Buchs war ich vom Schreibstil und der teilweise mystischen Atmosphäre sehr angetan. Schon im Flugzeug nach Konya hört Karen eine Stimme, die ihren türkischen Namen ruft, doch niemand ist da, der diesen kennen könnte. In Konya taucht aus dem Nichts ein fremder Mann auf, der ihr einen Ring schenkt und wieder verschwindet. Das bleiben nicht die einzigen Merkwürdigkeiten, was genau meinen Lesegeschmack getroffen hat, gleichzeitig aber auch dazu führte, dass mir der Lesegenuss abhandenkam. Karen versucht die Merkwürdigkeiten mit dem möglichen Versicherungsbetrug in Verbindung zu bringen, was zu einer Ausgewachsenen Paranoia bei ihr führt. Sie erklärt auch, dass sie zu Paranoia neigt, was ich ganz gut (wir bekommen eine Erklärung für ihr Verhalten), gleichzeitig aber zu konstruiert fand. Ihre vermeintlich logischen Theorien waren unglaubwürdiger als hätte sie einfach an einen Geist geglaubt, der sie verfolgt.
Meine Meinung zu dem Buch ist zwiegespalten, es gibt einige Dinge, die mir gut gefallen haben, dem gegenüber stehen jedoch genauso viele Dinge, die mir nicht gefallen haben. Für mich war es interessant etwas über den Glauben der Sufi und Mevlevi, über Derwische und die Mystik hinter dem Glauben zu erfahren. Ich mochte die Beschreibungen, die damit einhergingen, gleichzeitig hatte das Buch einige Längen und an manchen Stellen habe ich mich gelangweilt.
Ich fand es gut, dass die weibliche Sicht von z.B. Karen und ihre Mutter dargestellt wurde, doch in dieser Darstellung gab es einige Punkte, die ich diskussionswürdig finde.
Es ist sehr schwierig für mich zu sagen, “Das wollte der Autor uns damit sagen“. Alles lässt sich auf mindestens zwei Arten interpretieren und diese können vollkommen gegensätzlich sein.

Für wen ist das Buch ein Lesegenuss?
Für alle, die ein Interesse an Religion und Mystik haben, die anderen Kulturen gegenüber aufgeschlossen sind und Spaß haben, etwas Neues zu erfahren.
Wenn man es mag, dass der Fokus in einer Geschichte auf dem Zwischenmenschlichen und den Familiengeschichten der Charaktere liegt, hat man eine gute Lesezeit.
Wer Bücher mag, die sich mit philosophischen Fragen auseinandersetzen und mit Gleichnissen arbeiten, der sollte sich das Buch anschauen.

Für wen ist das Buch kein Lesegenuss?
Wer sich für all die oben aufgezählten Punkte nicht interessiert, wird keine Freude an der Geschichte haben.
Wer einen spannenden Krimi erwartet, wird nicht auf seine Kosten kommen.

Wie immer empfehle ich, lest die Leseprobe oder schaut in das Buch rein und entscheidet dann, ob es euren Lesegeschmack entspricht.