Ein N. darf nicht neben mir sitzen von David Mayonga




David Mayonga verbindet auf brillante Weise Fakten mit persönlichen Erlebnissen, Humor mit Tragik, Gedanken mit Geschichten. Ich hatte mir verschiedene Leseproben heruntergeladen, bin dann bei David hängen geblieben, weil er sich weigerte den kalten Temperaturen nachzugeben. Das kenne ich, wenn ich der Meinung bin, es ist noch nicht Winter, dann weigere ich mich auch den Temperaturen nachzugeben. Nachdem ich an dieser Stelle schmunzeln musste, kamen mir nur ein paar Seiten weiter die Tränen, weil ich die Einsamkeit, die Grausamkeit der geschilderten Begebenheit bei einem AFD-Treffen unerträglich fand.
Es war nicht mein erstes Buch über Rassismus, doch für alle, die sich zuvor noch nicht in Buchform mit dem Thema beschäftigt haben, empfehle ich dieses Buch als Einstieg aufgrund seiner Vielseitigkeit. David Mayonga geht auf die politische Lage und den Alltagsrassismus in Deutschland ein. Seine eigenen Erfahrungen nutzt er als Brücke zu weiteren Informationen, Fakten und Zahlen.
Nah, berührend und sanft, so ist nicht nur der Inhalt des Buchs, sondern auch sein Schreibstil. Wenn ihr euch mit dem Thema Rassismus beschäftigen wollt, was ihr tun solltet, dann seid ihr bei David Mayonga in guten Händen.
Mir hat das Buch viele Fragen gebracht. Nein, das ist nicht richtig. Es hat mir viele Fragezeichen gebracht, die Worte zu den Fragen fehlen mir. Im Buch werden einige Fragen gestellt, um dem weißen Leser*innen die Möglichkeit zu geben, sich in bestimmte Begebenheiten hineinzuversetzen.
Wie würde es sich anfühlen in einer Gruppe von People of Color die einzige Weiße zu sein? Die Frage kann ich beantworten. Ich war schrecklich angespannt, allerdings hatte das nur etwas mit meiner damaligen Angst vor Erwachsenen zu tun. Mein Freundeskreis bestand fast nur aus Menschen, deren Vorfahren aus fernen und nahen Länder stammen. Für mich war das die Normalität.
Eddie Murphy ist der Grund, warum ich unbedingt Chucks haben wollte. Ich fand ihn sooo cool. Irgendwas an seiner Art, seiner Mimik, seinen Bewegungen, seiner Coolness, erinnerte mich an meinen Bruder. Mein Bruder war mein Held, also war es Eddie Murphy auch. Bruce Lee, mein Held, denn egal wie groß und breit der Gegner war, er hat ihn platt gemacht. Das hat mir als 5-jähriges Mädchen Hoffnung gegeben. In Jennifer Beals war ich verknallt und gleichzeitig fungierte sie für mich als Vorbild. Die Cosbys stellten das Ideal einer Familie für mich dar. Drei meiner Barbies trugen die Namen Rudy, Vanessa und Denise. Das mein Bruder oder meine Barbies nicht dieselbe Hautfarbe hatten, wie die Menschen aus dem Fernseher, war für mich irrelevant.
Die Fragezeichen, die mir das Buch gegeben hat, sind die nach dem Warum? Warum standen für mich Eigenschaften im Vordergrund und dienten als Identifikationspunkte und nicht die Hautfarbe?
Mir hat das Buch zu der Entdeckung eines hervorragenden Schreibstils, berührenden Geschichten und Informationen, zusätzlich psychologische und soziologische Fragen gebracht, denen ich nachgehen will. Dementsprechend kann ich das Buch nur empfehlen.